Mit Ende 20 hatte ich mir mit einer Kombination aus übermäßigem Konsum von Süßigkeiten und diversen Süßgetränken, wie Limos und Eistee, sowie einer komplett ungeregelten Essensaufnahme, zum Teil mit nur einer Mahlzeit am Tag, dann aber mit sehr hoher Kaloriendichte, ein sehr ordentliches Übergewicht angefuttert, nach BMI Adipositas III. Aber ich habe nicht wirklich einen Ausweg gefunden und steckte in meiner Tretmühle fest.
So banal es klingt, ein Zeitungsartikel, welcher Mitte 2019 im Münchner Merkur zu finden war. Meine Mutter hat diesen gelesen und mir dann an einem Sonntag zugesteckt mit den Worten: "Eventuell wäre das was für dich". Ohne dabei auf näheres einzugehen.
Zuhause angekommen habe ich mir den dann durchgelesen und im ersten Moment gedacht: "Ach Muttern, was soll das denn wieder!" Aber irgendwie war meine Neugier geweckt und mit dem Gedanken "Kannste dir ja mal anschauen" habe ich dann die App runtergeladen und einfach ausgetestet.
Am Anfang waren die Ziele eher vage formuliert - im Sinne von "Schauen wir mal was geht und wie lange". Aber nach einiger Zeit und den ersten Erfolgen hatte sich das Ziel von einer 2-stelligen Zahl auf der Waage im Kopf festgesetzt
In der Kurzversion: Mit einem langen Atem, viel Zeit und auch etwas Stolpern zwischendurch.
Etwas ausführlicher formuliert:
Da ich relativ schnell gemerkt habe, dass ich von den Mahlzeiten her satt werde, habe ich den Konsum von dem ganzen Süßkram von heute auf morgen eingestellt (bis auf kleinere Ausnahmen, dazu später aber Näheres) und bin komplett auf Wasser umgestiegen. Dies ist mir erstaunlich leichtgefallen. Aber durch die Einkaufsliste kommt man gar nicht groß in Versuchung, mehr zu kaufen als man braucht, zumal damit dann ja auch wieder andere Mahlzeiten ausfallen, was dann wieder neue Umstrukturierungen nach sich zieht.
Nach ca. 2 Monaten habe ich mich das erste Mal gewogen und da stand eine Zahl von 140. Mein Startgewicht kenne ich nicht, aber rückwärts gerechnet dürfte dieses etwa 150 kg betragen haben. Bis Ende des Jahres 2019 habe ich das Programm mit 3 Mahlzeiten vollständig durchgezogen. Frühstück und Mittagessen auf der Arbeit, abends dann warm zuhause. Die Grundidee von der schnellen Mahlzeit Mittags ist mir dabei sehr zugutegekommen. Das Gewicht hat sich auch ordentlich auf etwa 110 Kilo reduziert.
Der Start in das Jahr 2020 war dann eher durchwachsen und ich habe den Anschluss an 2019 nicht mehr wirklich gefunden. Von den Mahlzeiten her bin ich tendenziell wieder in das alte Muster von nur 1 bis 2 am Tag gefallen, habe aber die Portionsgrößen reduziert und so vor mich hingedümpelt. Hier hat sicher auch ein verbessertes Gefühl für die Portionsgrößen eine wesentliche Rolle gespielt.
Anfang Oktober gab es dann aber einen weiteren Input von außen und ich habe mich wieder motivieren können, das Ziel des Abnehmens erneut anzugehen. Ich habe einen Tag ordentlich entspannt, um mich auf die nächste Phase vorzubereiten, und habe zusätzlich mit Radfahren angefangen. Das Startgewicht hat diesmal 115kg betragen (Sprich nur etwa 5 Kilo Zunahme trotz keiner Gewichtskontrolle in der faulen Zeit). Seitdem sind die Kilos wie verrückt am Purzeln.
Dass man trotz einer Gewichtsabnahme nicht hungern muss, ist einfach spitze und gibt ein super Gefühl. Selbst wenn eine Mahlzeit gefühlt etwas knapp ausgefallen ist, hatte ich immer im Kopf: Dir reicht das (hab dich nicht so, und koch dir nächstes Mal etwas anderes). Da ich diese Probleme meistens mit dem Abendessen hatte, habe ich mich abgelenkt und dann war es auszuhalten. Spätestens am Morgen war das Meckern des Magens abgeklungen.
Erreichbare Ziele setzen, wenn es einem hilft, oder wenn man es braucht einen Externen holen, welcher einem ab und zu in den Arsch tritt. Versuchen am Ball zu bleiben und sich von Rückschlägen nicht aus der Spur bringen lassen. Man darf sich zwischendurch auch mal die eine oder andere Sünde gönnen; so habe ich es mir nicht nehmen lassen, mir das eine oder andere Stück Kuchen oder Süßigkeit zu gönnen. Nur habe ich dann entweder andere Mahlzeiten reduziert oder sogar ausgelassen. Man muss sich halt bewusst machen, dass die keine Ergänzung sind, sondern je nach Größe und Mächtigkeit durchaus eine Mahlzeit ersetzen.
Langfristiges Ziel ist, das Gewicht von 80 bis 85 Kilo zu halten, und wenn es die Umstände zulassen auch mal ein Fitnessstudio von innen zu betrachten, um zum einen die restlichen Pölsterchen umzuverteilen und zum anderen, da die Haut an manchen Stellen etwas aus der Form geraten ist.
Am liebsten Leute, die auch das Ziel abzunehmen haben und bisher nicht den Ansporn zu selbigem finden konnten. Man kann Sachen schaffen, bei denen manche nicht glauben, dass diese möglich sind. Aber es macht stolz, wenn man Studien liest, dass es weniger als 1 Prozent schaffen, einen Gewichtsverlust von über 60 Kilo ohne Operation zu realisieren. Ein weiteres unbeschreibliches Glücksgefühl ist es, wenn man sich nach fast 2 Jahren und so einem Gewichtsverlust das erste Mal neue Klamotten und zusätzlich eine frische Frisur zulegt. Die Reaktionen aus meinem Umfeld waren einfach unbeschreiblich und geben einem genug Belohnung für die zurückliegenden 2 Jahre und den Auf und Abs, die es in der Zeit gab.